Die Schatten sind immer hinter dir.

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Ardagh reißt das Kissen herunter, dass er sich über den Kopf gezogen hat.
Es reicht, es geht nicht. Wie dumm von ihm zu glauben, dass er nach der ganzen Aufregung die Nacht über schlafen darf. Es liegt an den Geräuschen. Sie verstecken sich im Rauschen der Bäume, im Knarren der Wände, zwischen den unheimlichen Rufen der Nachtvögel. Wie leicht kann man darin das Knacken brennender Holzscheite auf dem knisternden Scheiterhaufen heraushören. Die dumpfen Rufe der Menschen wie sie den Wald nach dem zitternden Tier absuchen das sich tief in den Hohlraum unter einer großen Wurzel kauert. Zur Zeit gaukelt ihm sein Verstand auch oft vor, das Rascheln des Windes unter den Schwingen der Windsbraut in den Bäumen zu hören. Es ist ausgeschlossen, dass sie ihn findet. Falls sie überhaupt nach ihm sucht.
Die wütende Meute aber, das ist wohl jetzt eine andere Sache.
Die Schatten in der runden Hütte sind heute Nacht besonders unfreundlich. Je angestrengter er in die dunklen Ecken starrt, desto mehr scheint die Schwärze zu wabern. Formen versuchen daraus hervor zu treten und werden zurück ins Dunkel gezerrt kurz bevor er sie erkennen kann. Da hinter dem großen Eisenkäfig, da steht eindeutig jemand. Er sieht den Umriss. Er kann den Atem hören. Natürlich weiß Ardagh, dass er vollkommen allein in der Hütte ist, aber trotzdem versuchen seine Sinne ihm einzureden, dass jemand dort im Dunkeln steht und wartet, bis er die Augen wieder schließt. Auf sich selbst ist immer Verlass, wenn es darum geht, sich so richtig fertig zu machen.
Er schlägt die Decke zurück und wickelt sie sich um die Schultern. Seine Zehen graben sich in das Fell vor dem Bett. Ein letzter kleiner Aufschub bevor sie über den kalten Steinboden müssen. Der Weg zur Tür ist nicht besonders weit. Drei Schritte über die rauen Steinplatten. Auf die Zwischenräume achten, sonst stellt sich im wörtlichen Sinne der Zehennagel auf. Die Schattengestalt beim Käfig ist in den Spalt zwischen Bett und Kleidertruhe umgezogen. In all den vollgestellten Regalen lauern tausend Augen. Nun, genaugenommen befinden sich tatsächlich einige Augen in den Regalen, in Fläschchen schwebend oder als Dekoration auf Kästchen und Bucheinbänden. Aber die lauern auf niemanden mehr.
Er streckt die Hande nach der Tür aus. Sie stößt mit einem dissonanten Gong gegen den Kessel. Der scheppert zu Boden und kullert mit einem jaulenden Auf und Ab davon.
Ardagh flucht herzhaft und tastet nach seiner Zunderbüchse. Wenn der Kessel da stand, müsste die eigentlich - ah, ja.
Wie kann man sich in seiner eigenen Hütte verlaufen? Wie lange wohnt er jetzt hier? Drei Jahre? Vier? Und warum brennt die verdammte Kerze nicht? Das ist eine Wachskerze aus einer verdammten Kapelle, die Dinger sind doch viel besser als das Zeug aus Bratenfett das sie im Dorf herstellen. Ardagh lässt den brennenden Zunder fallen bevor er sich die Finger verbrennt. Mit einem leisen Knistern verlischt die Glut auf dem Fußboden. Die Schatten springen aus den Ecken hervor in die die Flamme sie gedrängt hatte.
Vorsichtig tastet er sich am Kessegestänge vorbei zur Tür. Der Türriegel ist aus schwerem Metall, kleine magische Symbole sind darin eingekratzt. Hätte die Vorbesitzerin der Hütte so einen gehabt, würde er wahrscheinlich jetzt nicht hier wohnen. Aber das Wichtigste daran ist, dass er ordentlich verschlossen ist. Natürlich. Als hätte er schon jemals vergessen, die Tür zu verriegeln. Die Erleichterung, die sich einstellt entschädigt nicht annährend für die nervöse Paranoia die ihn aus dem Bett geholt hat, aber zumindest schlägt sein Herz jetzt weniger heftig.
Wenn er die Augen zusammenkneift kann er die schützenden Talismane am windschiefen Türrahmen erkennen. Und seine Amulette legt er sowieso nie ab.
Niemand kann rein. Und niemand sucht nach ihm. Zumindest noch nicht. Hoffentlich. Wem die alte Vettel wohl von ihrem Verdacht erzählt hat?
Er kaut so kräftig auf der Unterlippe, dass es schmerzt. Er hätte sie nicht einfach verschwinden lassen dürfen. Hat er ihre Kraxe gut genug versteckt? Er hätte das Ding als Feuerholz mitnehmen sollen. Aber für den ganzen Weg hierher war es einfach zu schwer.
Mist.
Seine Finger tasten über die Tür weiter die Wand entlang. Oder besser die Regale entlang, die den gesamten unförmigen Raum säumen. Er findet den Beutel mit den Rauchkräutern fast sofort. Vielleicht sollte ihm das zu denken geben. Egal. Seine besten Freunde heute heißen Engelstrompete, Stechapfel, Giftlattich oder auch Taumel-Lolch. Letzterer sollte sich dringend einen anderen Namen suchen, wenn er auf dem nächsten Flaschenettikett ganz oben stehen will.
Seine Schätze fest umklammert schlüpft Ardagh zurück unter die Decke. Natürlich ist es dumm die Zunderbüchse im Bett zu benutzen. Aber man muss die Risiken abwägen. Jetzt wieder aufzustehen ist frustrierender als ein paar Funken auf der Decke auszuklopfen.
Ein Hexer, der sich versehentlich selber abfackelt. Wär das noch Ironie oder einfach nur jämmerlich?
Der Rauch füllt die Hütte und wabert träge zum Abzug.
Jämmerlich. Wär nichtmal ein besonders unpassendes Ende.
Die Windsbraut wäre enttäuscht davon was aus ihm geworden ist.
Aber zum Glück interessiert sie sich bestimmt nicht mehr für den dummen Jungen, den sie verarscht und benutzt hat.
Niemand interessiert sich für ihn, ganz bestimmt nicht.
Und der Riegel ist auch vorgeschoben.

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Nov 29, 2021 06:24

Schätzchen, ich glaub nicht, dass du irgendwas davon rauchen solltest...

Nov 30, 2021 13:02 by Sabina Berenstein

Er is ein Rebelllll! Dx<</>

Nov 30, 2021 13:03

xD

Nov 29, 2021 06:31

Aber er tut mir scho leid, der arme Kerl.